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1. Mai - Beltane - der Ruf des Sommers

  • Autorenbild: Gabriela Maria Meier
    Gabriela Maria Meier
  • 30. Apr.
  • 3 Min. Lesezeit

Beltane-Reihe, Teil 1


Ein Blick auf die historischen Wurzeln eines alten keltischen Festes

Wenn am ersten Mai der Sommer Einzug hält, die Natur in frischem Grün und duftenden Blüten erwacht, dann berühren wir – bewusst oder unbewusst – eine tiefe Schicht unseres kulturellen Erbes. Eines der ältesten Feste, das diesen Wendepunkt des Jahres zelebrierte, ist Beltane (altirisch Bealtaine, schottisch-gälisch Bealltainn). Seine Wurzeln reichen weit zurück, tief hinein in die vorchristliche Welt der keltischen Völker Irlands, Schottlands und der Isle of Man. Auch die heutige Schweiz war Teil des keltischen Kulturraums. Der keltische Stamm der Helvetier besiedelte im 1. Jahrhundert v. Chr. das Mittelland, die Voralpen und strategisch wichtige Orte wie den Zürichberg oder die Berner Engehalbinsel. In La Tène am Neuenburgersee wurden über 2.500 Objekte entdeckt. Diese Funde geben einen faszinierenden Einblick in das spirituelle Leben jener Zeit und zeigen, wie tief die Verehrung der Naturkräfte in der Alltags- und Festkultur verankert war.


Ein Fest des Übergangs

Beltaine markierte im keltischen Jahreskreis den Beginn des Sommerhalbjahres. Die Zeit des Lichts und der Fülle begann – und mit ihr wuchs die Hoffnung auf Fruchtbarkeit, Schutz und gutes Gedeihen von Mensch, Tier und Ernte. Der Winter – symbolisiert durch Dunkelheit, Kälte, Enge und Gefahr – wurde verabschiedet, der Sommer willkommen geheissen.


Beltane Fire on Hill of Uisneach, by LookLook no hands CC BYSA
Beltane Fire on Hill of Uisneach, by LookLook no hands CC BYSA

Rituelle Feuer und die Rolle der Druiden

Zentrales Element waren die Beltaine-Feuer, die auf Hügeln entzündet wurden. In Irland geschah dies unter anderem auf dem Hill of Uisneach, einem spirituellen Zentrum der Insel. Historischen Quellen zufolge – etwa im altirischen Sanas Cormaic (9. Jh.) – geht hervor, dass diese Rituale ursprünglich von Druiden durchgeführt wurden. Es heisst, das Vieh sei unter ihrer Aufsicht zwischen zwei Feuern hindurchgeführt worden, um es symbolisch zu reinigen und vor Krankheit zu schützen.

Diese Feuer waren mehr als nur praktische Schutzmassnahmen – sie waren ritueller Ausdruck eines spirituellen Weltbildes, das Übergänge, Rhythmen und natürliche Zyklen ehrte. Die Druiden, als spirituelle, medizinische und astronomisch geschulte Hüter der keltischen Kultur, spielten bei der Ausrichtung solcher Feste eine zentrale Rolle. Erst später wurden die Bräuche zunehmend von der breiten Bevölkerung übernommen, verankerten sich im bäuerlichen Alltag und hielten sich in manchen Regionen bis ins 19. Jahrhundert.


Der Glaube an eine beseelte Welt

Die Menschen glaubten, dass in der Beltaine-Nacht die Schleier zur Anderswelt besonders dünn seien. Wesen der „Aos Sí“ – Feen, Naturgeister oder Ahnenseelen – seien in dieser Zeit besonders aktiv. Um sich zu schützen oder deren Gunst zu erbitten, wurden Gaben wie Milch, Brot oder Blumen an Quellen, Bäumen oder Steinkreisen niedergelegt.

Natur wurde als lebendig erlebt – durchwirkt von Geist, Kraft und Bewusstsein..

 

Und heute…?

Was bleibt von einem Fest, das einst unter freiem Himmel gefeiert, von Feuer erleuchtet und von tiefem Naturverständnis durchdrungen war?

Wir leben heute in einer Welt, die sich weit entfernt hat von der zyklischen Wahrnehmung der Natur, von spirituellen Rhythmen, vom achtsamen Leben mit den Jahreszeiten. Und doch – etwas in uns erinnert sich. Vielleicht spüren wir an einem hellen Frühlingstag ein namenloses Ziehen im Herzen, eine Ahnung von Verbundenheit, ein heimliches Sehnen nach Sinn, Rhythmus, Wärme.

Beltaine kann mehr sein als historische Folklore. Vielleicht ist es – gerade heute – ein Tor, durch das wir wieder eintreten können in eine liebevolle Beziehung zur Erde, zu unserem eigenen Körper, zu den Kräften des Wachsens und Werdens.


Im zweiten Teil meiner Beltane-Reihe - heute Nacht - lade ich dich ein, genau dieser Frage nachzugehen:

Wie kann dieses alte Fest uns heute helfen, Frieden in uns zu finden, die Natur als Spiegel unserer Seele zu erleben und in Verbindung zu treten – mit uns selbst, mit anderen und mit dem grossen Ganzen? Wenn es dich interessiert, dann lese im nächsten Beitrag weiter.. folgt pünktlich zum Beltane - Fest, heute um 21.00 Uhr.


Herzlich Gabriela Maria


Wie immer freue ich mich über Gedanken, Kommentare und Eindrücke via https://t.me/soulwork_ch_impulse

 
 
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