Midsommer – Fest des Lichts, der Reife und der Fülle
- Gabriela Maria Meier
- 20. Juni
- 8 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 24. Juni

Begegnung mit den Elementen – zur Sommersonnenwende
Ich habe mich in den letzten Tagen intensiv mit der Sommersonnenwende befasst – und daraus ist mein neuer Beitrag Nr. 16 entstanden.Gerade gestern durfte ich nach längerer Zeit wieder einmal mit Nini Melvin den 5-Elemente-Tanz machen. Es war ein tiefes Eintauchen in die inneren Qualitäten der Elemente – und in meine Beziehung zu den Elementarkräften im Aussen.
Zu meinem Erstaunen erzählte die Organisatorin, eine ehemalige Steiner-Schülerin, vom Johannistheater an der Waldorfschule – und stellte eine Verbindung her zwischen den Elementen, dem Tanz und diesem besonderen Schulritual zur Sommersonnenwende.
Das Johannistheater ist ein fester Bestandteil des Schuljahres an vielen Steiner-Schulen. Es wird meist um den 24. Juni, den Johannistag, herum aufgeführt – in der Zeit der höchsten Sonnenkraft – und von den Schüler:innen der 11. Klasse selbst vorbereitet und gespielt. Es geht dabei um mehr als Theater: Es ist ein künstlerischer Ausdruck innerer Wandlung – eine Einladung an junge Menschen, sich mit Fragen von Identität, Mut, Licht und Entwicklung auseinanderzusetzen.
In der Anthroposophie, wie auch in vielen spirituellen Traditionen, stehen die vier Elemente für Grundkräfte des Lebens – in der Natur wie im Menschen:
Feuer – steht für Wärme, Wille, Begeisterung
Wasser – für Gefühl, Hingabe, Intuition
Luft – für Denken, Kommunikation, Leichtigkeit
Erde – für Stabilität, Körper, Realität
Diese Kräfte prägen unser Sein – sie bewegen uns, formen uns, fordern uns heraus.Im Tanz, im Theater, in den Jahresfesten: Überall finden wir sie wieder – als Spiegel unserer inneren Prozesse und als Brücken zur Welt.
Und so tanze ich weiter – durch mein Inneres und über den Boden der Erde – im Wissen, dass wir immer wieder eingeladen sind, uns neu zu verbinden: mit den Elementen, mit dem Licht dieser Welt und mit uns selbst.
Teil 1: Ursprünge, Bedeutung und alter Glaube
Midsommer – auch bekannt als Mittsommer oder Sommersonnenwende – gehört zu den ältesten und tiefsten Naturfesten Europas. Lange bevor religiöse Kalender Einzug hielten, versammelten sich Menschen rund um diesen Wendepunkt im Jahr: den längsten Tag, das höchste Licht, die voll erblühte Natur.In vorchristlicher Zeit war Midsommer ein Fest der Reife, der Fülle und der Verehrung der Sonne. Die germanischen, keltischen und slawischen Kulturen ehrten die Sonne als Lebensspenderin, als göttliche Kraft, die alles wachsen und blühen lässt. Überall loderten Feuer – als irdische Spiegel der Himmelsflamme. Man sprang über die Flammen, bat um Schutz, Fruchtbarkeit und Glück. Kräuter wurden gesammelt – insbesondere das Johanniskraut, das zur Sonnenzeit besondere Heilkraft haben sollte.Mit der Christianisierung wurde das Fest umgedeutet: Der 24. Juni wurde zum Johannistag erklärt, dem Geburtstag von Johannes dem Täufer. Die Rituale blieben jedoch erhalten – oft unter christlichem Namen, aber mit tief heidnischem Herz.In Skandinavien entwickelte sich Midsommer zu einem der wichtigsten Volksfeste:
Schweden
Hier ist Midsommer nach Weihnachten das wichtigste Fest des Jahres. Am Freitag vor oder nach dem 21. Juni wird im ganzen Land gefeiert: - Der Mittsommerbaum („Majstång“) wird mit Blumen und Bändern geschmückt. - Es wird im Kreis getanzt, gesungen, gegessen und getrunken – oft draussen in der Natur oder am Wasser. - Blumenkränze, Erdbeertorten, Heringe und Kartoffeln gehören ebenso dazu wie Volkstänze und fröhliche Geselligkeit.

Norwegen und Dänemark
Am 23. Juni wird Sankthansaften gefeiert – mit grossen Feuern an Küsten, Fjorden oder auf Hügeln. Die Tradition hat christliche Bezüge (Johannistag), ist aber tief in alten Sonnenwendebräuchen verwurzelt. Oft gibt es Musik, gemeinsames Essen und Fackelzüge – teils organisiert von Gemeinden oder Familien.
Finnland – Juhannus
Auch in Finnland ist Mittsommer ein nationales Fest: Man fährt aufs Land oder in die Sommerhäuser, entzündet Lagerfeuer oder schwimmt in Seen. Die Natur, das Licht und das Zusammensein mit Familie und Freunden stehen im Mittelpunkt.
Deutschland, Österreich, Schweiz
In einigen Regionen werden Johannisfeuer entzündet, besonders in ländlichen Gegenden oder im Alpenraum.
Es gibt archäologische Hinweise, dass die Sonnenwenden bekannt und bedeutsam waren – etwa durch Ausrichtung von Megalithanlagen, Gräbern oder Kultplätzen in Richtung Sonnenauf- oder -untergang zur Sonnenwende.
Name | Verwendung / Herkunft |
Midsommer / Mittsommer | Volksfestname v. a. in Nordeuropa (besonders Schweden, Norwegen, Finnland, Deutschland) |
Sommersonnenwende | Astronomisch-geografischer Begriff, auch in moderner Naturspiritualität gebräuchlich |
Litha | Neopaganer / Wicca-Begriff für die Sommersonnenwende (aus dem Altenglischen „Liða“) |
Sankthans / Sankthansaften | Christlich überprägter Name in Norwegen, Dänemark (23. Juni, Vorabend von Johannes dem Täufer) |
Johannistag / Johannisnacht | Christlicher Feiertag am 24. Juni (Geburt Johannes des Täufers), häufig mit Sonnenwendfeuern verbunden |
Alban Hefin | In der keltisch-druidischen Rekonstruktion (OBOD): „Licht des Sommers“ (Walisisch) |
Feast of St. John | Englischer Name für den Johannistag mit teils überlieferten Sonnenwendebräuchen |
Juhannus | Finnisch für Mittsommer – Nationalfeiertag mit Sonnenwendefeuern und Naturritualen |
Vom Beltane-Feuer zur Sommersonne – eine Verbindung
Beltane und Midsommer sind wie zwei tanzende Schwestern im Jahreskreis – verbunden durch das Element Feuer und die Liebe zum Leben.Beltane (um den 1. Mai) entzündet das Feuer der Lust, der Blüte, der Vereinigung. Es ist ekstatisch, lebendig, nach vorne strebend. Midsommer hingegen zeigt die Reife dieses Feuers – die volle Entfaltung, die Dankbarkeit, das Ruhen im Licht.Beide Feste laden uns ein, mit der Natur und mit uns selbst in Kontakt zu sein – mal spielerisch, mal still. Und sie erinnern daran: Das Leben ist ein Rhythmus. Kein Zustand bleibt ewig – und gerade darin liegt seine Schönheit.
Teil 2: Die Kraft von Midsommer im heutigen Leben
Auch heute berührt uns Midsommer auf besondere Weise. Die Natur steht in voller Kraft. Das Licht durchdringt alles. Die Wärme lädt uns ein, draussen zu sein, zu feiern, uns zu verbinden. Und gleichzeitig bringt uns dieses Fest in Kontakt mit einer stillen Tiefe – denn von nun an beginnen die Tage wieder kürzer zu werden.Midsommer erinnert uns: Das Leben ist ein Kreislauf. Jeder Höhepunkt trägt bereits die Kehrtwende in sich. Es ist eine Einladung, die Fülle zu würdigen, das Licht zu feiern – und zugleich achtsam zu sein für das, was zu viel geworden ist.Fragen, die sich jetzt stellen können:- Wofür bin ich dankbar in diesem Jahr?- Was hat sich entfaltet?- Wo bin ich im Aussen sehr aktiv – und sehne mich nach Rückzug?- Was darf ich loslassen und dem Feuer übergeben um leichter weiterzugehen?In einer Zeit, in der viele Menschen nach Erdung, Rhythmus und echtem Leben suchen, kann Midsommer ein Anker sein. Es muss kein lautes Fest sein – sondern vielleicht ein stilles Innehalten, ein Spaziergang bei Sonnenuntergang, ein Kerzenritual, ein bewusster Dank an das Leben.
Teil 3: Midsommer-Meditation – mit Elementenbezug
Persönliche Einladung
Diese kleine Meditation lädt dich ein, dich bewusst mit deinen Elementen zu verbinden.
Eine Einladung, dich in den Zyklus der Fülle und Wandlung hineinzulehnen – mit den Elementen.
1. Ankommen – Erde
Die Erde trägt dich – sie gibt Halt, Zentrierung und Präsenz im Hier und Jetzt.
Setze oder lege dich bequem hin – vielleicht draussen in der Natur, am Fenster oder bei einer Kerze.Spüre den Boden unter dir. Atme tief ein, langsam aus.Beim Einatmen nimm die Fülle der Erde auf – ihre Tragkraft, ihre Ruhe. Beim Ausatmen lässt du alles abfliessen, was jetzt nicht bei dir sein muss.
2. Die innere Sonne spüren – Feuer
Feuer ist das Element des Sommers, der Herzenswärme und des strahlenden Lichts in dir.
Lege eine Hand auf deinen Solarplexus. Stell dir vor, dort strahlt eine goldene Sonne – hell, warm, liebevoll.Mit jedem Atemzug wird sie grösser, bis sie dich ganz durchströmt.Du wirst zur Sonne – leuchtend, lebendig, verbunden.
3. Die Fülle sehen – Holz
Holz steht für Wachstum, Vision und das, was sich entfalten will.
Stell dir vor, du stehst in einem reifen Sommerfeld – das Korn wiegt sich, Blumen blühen.Was ist in deinem Leben jetzt in voller Blüte? Was ist in dir gereift?Lass Bilder oder Gefühle auftauchen. Nimm eines nach dem anderen in dein Herz –und sage innerlich: „Ich sehe dich. Ich feiere dich. Ich bin bereit, dich zu leben.“
4. Dank an das Licht – Wasser
Wasser schenkt Tiefe, Weichheit, Vertrauen – es verbindet dich mit dem Fluss des Lebens.
Sprich innerlich oder laut: „Ich danke dir, Licht, dass du mich wachsen lässt.“ Lass die Dankbarkeit durch dich hindurchfliessen – wie eine sanfte Welle, die dein Herz weich und weit macht.
5. Was zu viel geworden ist – Metall
Metall steht für Klärung, Trennung, Loslassen. Für das, was jetzt reif ist, zu gehen.
Vielleicht spürst du etwas, das eng, schwer oder überfordernd wirkt.Was darf gehen, damit dein Licht klarer strahlen kann?Formuliere es – schreib es auf, wenn du magst.Erkenne: Loslassen ist ein Akt der Liebe.
6. Übergabe an das Licht – Kristall in Metall/Feuer
Übergib dem Licht, was du nicht mehr brauchst. Feuer transformiert – Metall klärt und veredelt.
Stell dir vor, du übergibst diesen Zettel, dieses Gefühl oder Thema dem Feuer der Sommersonne.Spüre, wie es transformiert wird – liebevoll, kraftvoll, klar.Sage innerlich:„Ich danke dir – und lasse dich jetzt los.“
Wenn du spürst, dass Vergebung nötig ist, sprich:„Ich verzeihe dir (XY) alles, was du mir angetan hast – und ich lasse es jetzt los. Ich bin frei. Bitte verzeihe auch du mir, was ich dir angetan habe – und lasse auch du los. ICH BIN FREI.“
7. Abschluss – alle Elemente in Harmonie
Du bist getragen von der Erde, genährt vom Wasser, gereinigt durch Metall, gewachsen im Holz und leuchtend im Feuer.
Spüre die neue Weite in dir. Atme tief ein, tief aus.Nimm diese Klarheit, diese Wärme, dieses Licht mit in deinen Tag.Wenn du magst: Berühre noch einmal deinen Solarplexus – als Zeichen deiner inneren Sonne.Du bist verbunden – mit allem, was ist.
Mid-Sommer-Mediation - ohne Elementenbezug
Wenn die Elemente dir nicht so viel sagen und du dich nicht damit auseinandersetzen möchtest hab ich hier eine wunderschöne Medition - ohne Bezug zu den Elementen für dichL:
1. Ankommen
Setze oder lege dich bequem hin – vielleicht draussen in der Natur, am Fenster oder bei einer Kerze.Spüre den Boden unter dir. Atme tief ein, langsam aus. Beim Einatmen stellst du dir vor, wie du das Licht der Sonne, die Helligkeit einatmest und beim Ausatmen lässt du alles abfliessen, was jetzt nicht bei dir sein muss.
2. Die innere Sonne spüren
Lege eine Hand auf deinen Solarplexus. Stell dir vor, dort strahlt eine goldene Sonne – hell, warm, liebevoll. Mit jedem Atemzug wird sie grösser, bis sie dich ganz durchströmt.
3. Die Fülle sehen
Stell dir vor, du stehst in einem reifen Sommerfeld – das Korn wiegt sich, Blumen blühen.Was in deinem Leben steht jetzt in voller Blüte? Was ist in dir gereift? Was hat sich entfaltet?
Lass Bilder oder Gefühle auftauchen. Nimm eines nach dem anderen davon in dein Herz – und sage innerlich „Ich sehe dich. Ich feiere dich. Ich bin bereit, dich zu leben.“
4. Dank an das Licht
Sprich innerlich oder laut: „Ich danke dir Licht, das du mich wachsen lässt.“
Spüre, wie dein Herz weich und weit wird. Lass die Dankbarkeit durch dich hindurchfliessen.
5. Was zu viel geworden ist
Vielleicht spürst du auch etwas, das eng, schwer oder überfordernd wirkt. Was darf gehen, damit dein Licht klarer strahlen kann? Formuliere es – und schreib es auf, wenn du magst.
6. Übergabe an das Licht
Stell dir vor, du übergibst diesen Zettel, dieses Gefühl oder dieses Thema dem Feuer der Sommersonne. Spüre, wie es tramsformiert wird– liebevoll, kraftvoll, klar.
Sage innerlich: „Ich danke dir – und lasse dich jetzt los.“
Falls du spürst dass es noch Vergebung braucht, sage: Ich verzeihe dir (XY) alles was du mir angetan hast und ich lasse es jetzt los! Ich bin frei! - Bitte verzeihe auch du mir, was ich dir angetan habe und lasse auch du los. ICH BIN FREI!
7. Abschluss
Spüre die neue Weite in dir. Atme tief ein, tief aus. Nimm diese Klarheit, diese Wärme und dieses Licht mit in deinen Tag. Und wenn du magst: Berühre noch einmal deinen Solarplexus – als Zeichen deiner inneren Sonne.
Du hast die Möglichkeit dein inneres Licht jederzeit zu teilen zum Wohl aller Lebewesen. Wenn du magst.
Ich wünsche dir ein lichtvolles Midsommerfest – möge es dich erinnern, dass du Teil dieses grossen, leuchtenden Kreislaufs bist. Und falls du magst: Ich bin gerne da für dich. Mit Klang, mit Energie, mit offenen Ohren und Herz.
voller Dankbarkeit, Leichtigkeit und innerem Strahlen
💛 Gabriela Maria 👉 soulwork.ch – Raum für Bewusstsein, Energie und Klang
Möchtest du eine Kurzzusammenfassung über die 5 Elemente? Hier habe ich nur ganz kurz zusammengefasst.
Wenn du dich näher interessiert, es gibt viel Literatur dazu in meiner Shiatsu-Grundausbildung hatte ich die 5 Elemente mit Rappenecker und um es körperlich zu Erfahren durfte ich bei Nini Melvin die Elemente tanzen. siehe Quellennachweise.
Quellen & Inspirationen
- Bächtold-Stäubli, H. (Hrsg.): Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, Berlin 1927–1942.
- Dahl, Hans Fredrik: Religion i Norge: 1000 år med tro, tvil og tradition, Pax Forlag, 2007.
- Löfgren, Orvar: On Holiday: A History of Vacationing, University of California Press, 1999.
- Grönvik, Kjell: Nordische Mythologie und ihre Wiederbelebung, Vandenhoeck & Ruprecht, 2015
.- www.sweden.se – „How to celebrate Midsummer like a Swede“
- www.visitnorway.com – „Sankthansaften“
- Eigene Erfahrungen und Naturbeobachtungen
-Nini Melvin, embodied movement experiences: https://www.ninimelvin.com/humanature
-Wilfried Rappenecker, Fünf Elemente und zwölf Meridiane, Bacopa Verlag